„Wir betreiben und bewerben die beiden landesweiten Monumente Hohenstaufen und Wäscherschloss sehr gern. Und wir sind aufgeschlossen für Kooperationsangebote aus dem Landkreis und der Region“, sagte die Geschäftsführerin der ‚Staatliche Schlösser und Gärten‘, Patrizia Alberth, beim Fachgespräch ‚Nah-Tourismus‘ der SPD-Kreistagsfraktion. Für die touristische Basis aus dem Landkreis, der Erlebnisregion Schwäbischer Albtrauf, erhielt Geschäftsführerin Isabell Noether manches Lob. Die SPD-Fraktionsvorsitzende Susanne Widmaier: „Sie machen das gut. Und wir unterstützen Sie weiter.“
Was kann getan werden, um wirtschaftlich und sozial neben dem Gewerbe-Band Filstal, noch mehr aus dem Landkreis Göppingen zu machen. Diese Frage leitete, so der st.v. Fraktionsvorsitzende Peter Hofelich, den kleinen ‚Tourismus-Gipfel‘ seiner Fraktion. Die landesweite SSG mit Sitz im Schloß Schwetzingen war nicht nur gerne Gastgeber für SPD-Kreisräte und einige von ihr geladene Organisationen, vom Schwäbischen Albverein über den NABU bis zum ADFC. Sie bot mit einer Führung allen knapp 20 Teilnehmern auch einen großartigen Einblick in das Schloss und die staufische Geschichte. Danach dann aber das intensive Gespräch, „was wir in unserem Landkreis noch mehr für eine touristische Erschließung, für Naherholung, für ökologische Akzente und für historische Darstellung tun können“, wie es Peter Hofelich eingangs als Ziel formulierte. Die Verbindung ‚Land und Landkreis‘ lag den Sozialdemokraten dabei besonders am Herzen. Schließlich ist man historisch und landschaftlich nicht ‚irgendwer‘.
Patrizia Alberth, erst seit kurzem in der Verantwortung erläuterte, daß bei den großen Monumenten im Land, etwa den Schlössern in Ludwigsburg oder Schwetzingen, die Besucherzahlen wieder auf Vor-Corona-Niveau klettern. Ernüchternd die Besucherzahl im Wäscherschloss, bislang im Jahr noch unter 1000. Grund sind die auf Sonntag beschränkten Öffnungszeiten, aufgrund des Personalmangels und der finanziellen Beschränkungen. Die SPD bat eindringlich, hier wieder mehr anzubieten. Auch der Hohenstaufen war Thema: Der ‚Mythos Staufer‘ samt seiner historischen Bedeutung für den Südweststaat und auch die ausgezeichnete Ausflugsgaststätte können mehr landesweite Unterstützung gut gebrauchen. Ob auch das Göppinger Schloß, wie von Kreisrat Dr. Michael Grebner angeregt, unter die Fittiche der SSG kommen könnte, beantwortete Frau Alberth aufgrund der Finanzlage zurückhaltend. Gleichwohl: Nicht zuletzt die SPD hat darauf gedrängt, daß die Stadt Göppingen endlich Mitglied der ESA wird und damit dem Land eine ganz andere Organisation gegenübersteht.
„Wir sind ein Kommunen-Verband und wir betreuen in Radfahren, Wandern und Einkehren den Nah-Tourismus im Landkreis“, stellte Isabell Noether ihre mit Geschäftsstelle in Salach ansässige ‚Erlebnisregion Schwäbischer Albtrauf‘ vor. Der Auftrag ist klar: Zusammen mit Holger Bäuerle im Landratsamt betreut sie unsere großartige Landschaft in Schurwald, Voralb, Filstal und nicht zuletzt Albtrauf für Erholungssuchende aus der Region, wie auch zunehmend klassische Touristen. Der Erfolg der ‚Löwen-Pfade‘ ist phänomenal und belegt, daß der fahrrad- und wanderfreundliche Landkreis Göppingen mehr als bloß Mitläufer ist. Natürlich gibt es ‚Nutzungskonflikte‘. Etwa zwischen Wanderern und Radfahrern. Dr. Witgar Weber vom ADFC sieht das gelassen: „Die Lage hat sich verbessert. Und wir können stolz sein, die attraktivsten Radstrecken in ganz Baden-Württemberg zu haben“.
Bleiben zwei offene und weitgehend unerledigte Themen, die das Fachgespräch intensiv beschäftigten: der unbefriedigende Zugang zu Natur und Historie über öffentlichen Nahverkehr, sowie die dramatische Lage der Gastronomie als unverzichtbare Ergänzung des Naturerlebnisses. Beim Nahverkehr waren sich alle Anwesenden einig: Die Erschließung der Wandergebiete und der historischen Stätten per ÖPNV ist unzureichend. Die Verknüpfung der Busstrecken über Landkreisgrenzen hinweg, entscheidend für Wanderer und Gäste, ist dem Schatz der ja nicht in Landkreisgrenzen fassenden historischen und topographischen Heimat überhaupt nicht angemessen. Die SPD-Fraktion wird das, so ihre Vorsitzende und der Verkehrssprecher Dieter Nemec, nicht hinnehmen und Verbündete suchen. „Der Nahverkehrsplan wird dem nicht gerecht“. Dann die Gastronomie: Isabell Noethers Forderung, dass der halbierte Mehrwertsteuersatz trotz gesetzlichem Auslaufen bleiben müsse, fand Zustimmung. Kreisrat und Geislingens MdL Sascha Binder hatte schon im Vorfeld wissen lassen, dass Andi Stoch und seine SPD-Landtagsfraktion das Verlangen unterstützten. Gleichwohl erinnerte Peter Hofelich: „Der halbierte Mehrwertsteuersatz ist eine schnelle, aber keine der Malaise zureichende Antwort. Wir brauchen ein gastronomisch interessantes und in Öffnungszeiten abgestimmtes Gesamtangebot. Da krankt es trotz Bemühungen weiterhin. Vor allem brauchen wir aber Kunden, die gastronomische Angebote schätzen und sich gegenüber den Kolleginnen und Kollegen in Küche und Service anständig und respektvoll verhalten. Da ist manches aus den Fugen. Nicht alle hören das natürlich gern. Aber auch da liegt ein Schlüssel für gute Gastronomie mit motivierten und zufriedenen Fachkräften. Wir brauchen dieses Gesamt-Paket nicht nur für Nah-Tourismus sondern auch für ein gemeinschaftliches und solidarisches Miteinander !“